Traumatherapie

Seit Ende der 90er Jahre erfreut sich die Behandlung traumaspezifischer Störungen einem verstärkten wissenschaftlichen Interesse und somit einer Vielzahl neuer, effektiver und wissenschaftlich fundierter Therapievefahren.

Einige dieser Verfahren finden in meiner Privatpraxis ihre Anwendung und können bei einer Vielzahl von Störungsbildern, die u.U. traumatisch bedingt sind, angewendet werden. Hierzu gehören neben der klassischen posttraumatischen Belastung Depressionen, dissoziative Störungen, spezifische Ängste, Zwänge, stoffgebundene Süchte, Anpassunsstörungen, Belastungsreaktionen und Trauerreaktionen.  

Finanzierung:

Aufgrund der hohen Anzahl an Betroffenen und dem damit verbundenen Leidensdruck bestehen lange Wartelisten bei den kassenzugelassenen Traumatherapeuten. Möglichkeiten einer Finanzierung bei nicht-kassenzugelassenen Traumatherapeuten mit fundierter Ausbildung bestehen durch den Opferschutz sowie durch die Landesstiftung Opferschutz (Baden Württemberg).

Mehr Informationen dazu finden Sie auf meiner Homepage auf der Seite "Infos". 

Traumatherapieformen:

 

EMDR

EMDR (Eye Movement Desensitization Reprocessing) ist eine von Francine Shapiro entwickelte traumabearbeitende Psychotherapiemethode, die am 6.7.2006 durch den Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie der Bundesregierung nach § 11 PsychThG als Methode zur Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung anerkannt (zum Gutachten) wurde. 

Die EMDR-Methode folgt einem standardisierten Ablauf, der in der Regel 8 Behandlungsphasen umfasst. Es beginnt mit dem Erfassen der kompletten Vorgeschichte und Aufklärung des Klienten, dem Stellen einer Diagnose, und dem Herausarbeiten der belastenden Erinnerung die verarbeitet werden soll mit ihren affektiven, kognitiven und sensorischen Komponenten.

Zur Bearbeitung der Erinnerung wird der/die KlientIn wiederholt angeleitet, kurzzeitig mit der belastenden Erinnerung in Kontakt zu gehen, während gleichzeitig eine bilaterale Stimulation (Augenbewegungen, Töne oder kurze Berührungen z. B. des Handrückens - so genannte „Taps“) durchgeführt wird.

Ziel der bilateralen Stimulation ist es, einen Austausch zwischen der rechten Hirnhälfte (das bildgebundene Traumagedächtnis) und der linken Gehirnhälfte (das unterdrückte Sprachzentrum) anzukurbeln, um das 'Sprachlosen Entsetzen' aufzulösen und das Erlebte zu verarbeiten. Die bilaterale Stimulation ist dabei ausschlaggebend, dass die Verarbeitung schneller als bei anderen bewährten Verfahren erreicht wird (nachweislich 40% weniger Behandlungsstunden; van Etten 1998). 

 

BRAINSPOTTING

Brainspotting ist ein relativ neues, sehr effektives körper- und beziehungsorientiertes Traumatherapie-Verfahren und kann als Weiterentwicklung des EMDR verstanden werden. Es erweist sich nicht nur zur Bearbeitung traumatischer Erfahrungen als äußerst wirkungsvolle Methode. Ein breites Spektrum an Beschwerde- und Störungsbildern lässt sich mit diesem Ansatz günstig beeinflussen.

Brainspotting als systematische Traumabehandlungs-Methode wurde von dem New Yorker Psychoanalytiker Dr. David Grand 2003 eher zufällig bei der Arbeit mit einer 16jährigen Eiskunstläuferin entdeckt. Er arbeitete damals mit ihr mit dem von ihm entwickelten „Natural Flow EMDR“, d.h. er „scannte“ sehr langsam ihr Gesichtsfeld, während sie sich in Zeitlupe das regelmäßige Scheitern des „tripple loop“ auf der Eisbahn vorstellte. An einem bestimmten Blick-Orientierungspunkt, den er später „Brainspot“ nannte, begannen ihre Augen „einzufrieren“ und zu flattern. Während er mit der Armbewegung genau an diesem Punkt innehielt, entlud sich eine Sturzflut von traumatischem Material. Es wurden auch Themen reaktualisiert, von denen er – nach regelmäßigen 90-Minuten-Sitzungen über ein Jahr lang – geglaubt hatte, sie bereits durchgearbeitet zu haben. Das traumatische Material schien aber nun auf einer tieferen Ebene neu verarbeitet zu werden. Er systematisierte diese Beobachtungen und regte seine Kollegen an, auf entsprechende Phänomene zu achten. Die Entwicklung des Brainspotting bis hin zu seiner heutigen Form nahm damit ihren Anfang.

 

SOMATIC EXPERIENCING (SE)

Das von Dr. Peter A. Levine entwickelte Modell zur Überwindung und Integration traumatischer Ereignisse beruht auf Verhaltensbeobachtungen in der Tierwelt (naturalistischer Ansatz). Seine Forschungen begannen im Rahmen seiner Tätigkeit als Stressforscher und Berater der Astronauten bei der NASA (Entwicklung des Space Shuttles) und seiner klinischen Arbeit mit traumatisierten Veteranen des Vietnamkrieges. Er orientierte sich daran, wie Tiere in der freien Wildbahn ihren Stress verarbeiten.

 

CIPBS

CIPBS wurde entwickelt von C. Diegelmann und ist ein EMDR-bezogenes Verfahren zur Trauma- und Konfliktbearbeitung. Das Behandlungskonzept greift verschiedene bereits bestehende Therapiekonzepte auf (EMDR, Maltherapie, Katathym-imaginative Psychotherapie) und fügt sie unter dem Titel "Conflict Imagination, Painting and Bilateral Stimulation“ (CIPBS® Diegelmann 2007) zu einem schonenden ressourcen-orientierten Therapieverfahren zusammen. 

Ähnlich der EMDR Therapie ist auch das CIPBS® -Verfahren in verschiedene Behandlungsphasen gegliedert. Dabei  wird der Konflikt, respektive die belastenden Situation imaginiert, also vor dem geistigen Auge hervorgerufen, das innere Bild gemalt und danach erfolgt eine zweiseitige, taktile Stimulation.

Ähnlich wie bei EMDR lässt sich hier eine gute und zügige Bearbeitung von Trauma- und Konfliktsituationen sowie eine neubewertung der gemachten Erfahrungen erreichen. Dieses Konzept bewährt sich sehr bei posttraumatischen Belastungsstörungen, Angststörungen, vor allem Schulangst und phobischen Ängsten, bei Essstörungen, aber auch bei Klienten und Klientinnen mit psychosomatischen Beschwerden wie z.B. Übelkeit oder Bauchschmerzen und kann auch als wirkungsvolles Selbstmanagement eingesetzt werden kann..

 

PITT

Die psychodynamisch- imaginative Traumatherapie (PITT) von Dr. L. Reddemann ist ein weiterer traumatherapeutischer Ansatz, der zur Behandlung von Traumafolgestörungen entwickelt wurde und sich daher insbesondere in der Behandlung von komplexen post- traumatischen Belastungsstörungen, dissoziativen Störungen und Persönlichkeitsstörungen klinisch bewährt hat.

PITT bedient sich dabei Elementen der angewandten Psychoanalyse, der kognitiven Verhaltenstherapie und imaginativen Verfahren sowie Prinzipien der Achtsamkeitsmeditation. Leitend dabei ist das Konzept der Selbstregulation und Selbstheilung.

Bei der Arbeit mit PITT wird die Dissoziation – also die Abspaltung der Gefühle des Traumas - als stabilisierenden Faktor, als Ressource verstanden. Dieser abgespaltene Teil wird als notwendig und nützlich angesehen. Ziel ist es, mit ihm als Teil des „Inneren Teams“ in Kontakt zu kommen. Der abgespaltene Teil wird dabei als „Inneres Kind“ verstanden, das Schutz und Hilfe benötigt, um sich weiter zu entwickeln.

Die Vorgehensweise bei der psychodynamisch – imaginativen Traumatherapie erfolgt in drei Schritten:

Die Stabilisierung des Patienten durch Ressourcenarbeit und imaginative Übungen

Die Bearbeitung des Traumas durch den Einsatz der zuvor erlernten Imaginationen sowie durch kognitive Distanzierungstechniken

Die Integration und Neubewertung der traumatischen Erfahrung

IRRT

IRRT (Imagery Rescripting & Reprocessing Therapy) wurde in ihren Grundzügen Anfang der 1990er Jahre als eine auf Imagination basierende Therapiemethode zur Behandlung von Traumafolge-störungen (Typ-I und Typ-II Traumatisierungen, komplexe PTBS), ursprünglich zur Behandlung von erwachsenen Opfern kindlichen sexuellen oder körperlichen Missbaruchs von M. Schmucker entwickelt.S

Die IRRT zeichnet sich durch die folgenden Hauptaspekte aus:

  • die Arbeit in der Imagination auf der inneren Bühne des Patienten.
  • die sokratische Haltung des Therapeuten, d.h. eine inhaltlich offene, fragende und paraphrasierende Haltung. 
  • die Arbeit mit verschiedenen Persönlichkeitsanteilen als Protagonisten auf der inneren Bühne des Patienten (Heutigs Ich, Damaliges Ich, Täter)
  • • Der Therapeut steuert mit seinen Fragen und Aussagen den IRRT-Prozess.

 

Eine IRRT-Sitzung verläuft in der Regel in drei Phasen:

 

  • In der ersten Phase werden die belastenden Bilder und assoziierten Emotionen des Traumas vom Patienten in sensu wiedererlebt und verbalisiert.
  • In der zweiten Phase liegt der Schwerpunkt auf der Konfrontation und Entmachtung des Täters durch das aktuelle Ich des Patienten, das als zusätzlicher Persönlichkeitsanteil auf dessen innerer Bühne eingeführt wird.
  • In der dritten Phase geht es um die Entwicklung von Bildern der Beruhigung, Tröstung und Versöhnung zwischen aktuellem Ich und Kind bzw. damaligem Ich.
  • Im Rahmen von Nachbesprechung und Hausaufgaben wird parallel an der Vertiefung und Verankerung des Erreichten und an der kognitiven Umstrukturierung gearbeitet.

Ego-State-Therapie

Die Ego-State-Therapie dient in erster Linie der Ressourcen- und Stabilisierungsarbeit in der Traumatherapie und damit der Vorbereitung auf die Traumabegenung/-konfrontation. Mehr dazu erfahren sie im Abschnitt "Ego-State-Therapie"